​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 21 2012
13:46

Abend der offenen Tür: Fortbildungsprogramm stellt sich vor

Einblick in Kursarbeit der Buch- und Medienpraxis

FRANKFURT. Das Fortbildungsprogramms Buch- und Medienpraxis der Goethe-Universität veranstaltet am Donnerstag (24. Mai) ab 19 Uhr im Casino, Raum 1.812, auf dem Campus Westend einen Abend der offenen Tür. Die Dozentin Silke Tabbert, Lektorin beim Verlag Schöffling & Co, und der Dozent Christoph Schröder, freier Autor und Kritiker, geben einen Einblick in ihre Kursarbeit; ehemalige Teilnehmer erzählen, was aus ihnen geworden ist; und der gegenwärtige Jahrgang stellt sich mit Arbeitsproben vor. Eine gute Gelegenheit für Magister- und BA-Absolventen, in die Buch- und Medienpraxis einzusteigen, und für ehemalige Studenten, sich wiederzusehen.

Das Fortbildungsprogramm „Buch- und Medienpraxis", an dem seit 1996 etwa 420 Studierende teilgenommen haben, will zwischen dem philologischen Studium und der buch- und medienbezogenen Berufspraxis vermitteln. Es wendet sich an besonders qualifizierte Hochschulabsolventen und Hochschulabsolventinnen, insbesondere an Philologen. Sie sollen im Rahmen der zweisemestrigen Fortbildung die Kompetenz erwerben, philologische Kenntnisse im Hinblick auf die berufsspezifischen Anforderungen und Erwartungen der professionellen Buch- und Medienpraxis anzuwenden. Dazu kooperiert das in der Bundesrepublik einzigartige Fortbildungsprogramm mit Verlagen, Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten, Bibliotheken, Buchhandlungen sowie anderen kulturellen Einrichtungen.

Die Lehre des Fortbildungsprogramms wird von profilierten Vertretern aus diesen Bereichen erbracht, wissenschaftlich betreut wird das Programm von Prof. Heinz Drügh, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik. Die Gebühren für das zweisemestrige Programm betragen 1000 Euro. Die Kurse finden in der Regel während der Vorlesungszeit an drei Abenden der Woche zwischen 18 Uhr und 22 Uhr statt. Jedes Jahr werden zum Wintersemester 30 Teilnehmer aufgenommen, Bewerbungsschluss für das folgende Wintersemester ist der 1. Juli.

Informationen: Maren Illinger und Malte Kleinjung, Programmkoordinatoren der Buch- und Medienpraxis, Telefon (069) 798 - 23626., bmp@lingua.uni-frankfurt.de, www.buchundmedienpraxis.de

Veranstaltungen

Mai 21 2012
11:34

Alfred Herrhausen im Fokus der Frankfurter Bürger-Universität

Leben und Werk eines Bankiers

FRANKFURT Was hätte Alfred Herrhausen den Demonstranten von Blockupy Frankfurt wohl zu sagen gehabt? Der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank, wurde von vielen Zeitgenossen aufgrund seiner persönlichen Ausstrahlung als Ausnahmeerscheinung wahrgenommen. In ihrem Vortrag fragt Dr. Friederike Sattler nach individuellen Voraussetzungen dafür, dass Alfred Herrhausen, der 1930 in Essen geboren wurde, im Milieu des neuen Mittelstands aufwuchs und eine NSDAP-Eliteschule besuchte, in der Nachkriegszeit zu einem der mächtigsten Männer nicht nur der deutschen, sondern der internationalen Wirtschaft aufstieg – bevor er im November 1989 als Sprecher der Deutschen Bank durch ein Bombenattentat ermordet wurde. Wie haben frühe Prägungen durch Familie, Milieu und Schulerfahrungen den späteren Lebens- und Berufsweg Herrhausens gebahnt und woraus speist sich seine bis heute legendäre Gestaltungskraft als Bankier?

Dr. Friederike Sattler ist Wirtschafts-und Sozialhistorikerin und Mitarbeiterin der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Derzeit arbeitet sie an der biografischen Studie „Alfred Herrhausen. Manager und Symbolfigur des Rheinischen Kapitalismus“. Der Vortrag über Alfred Herrhausen ist Teil der Vortragsreihe „Wie wir wurden, wer wir sind – Deutsche Biografien“, die vom Frankfurter Soziologen Prof. Tilman Allert – speziell für die Frankfurter Bürgeruniversität - erdacht wurde. Vorgestellt werden bekannte Biografien aus unterschiedlichsten Bereichen die dabei exemplarisch Stationen der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte darstellen.

  • Dr. Friederike Sattler
    Alfred Herrhausen – Leben und Werk eines Bankiers
    am: Dienstag, 22. Mai 2012, um 19.30 Uhr,
    Ort: Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

Weitere Vorträge:

  • 4.Juni 2012
    Wolfgang Schopf
    Alexander Kluge – Ein Archivar der Lebensläufe
  • 11. Juni 2012
    Dr. Ferdinand Zehentreiter
    Michael Gielen - Die Partitur als heiliger Text
  • 18. Juni 2012
    Prof. Tilman Allert
    Jil Sander – Die neue Sprache der Eleganz
  • 25. Juni 2012
    Dieter Bartetzko
    Herbert Grönemeyer – Bochum für alle

Beginn jeweils um 19.30 Uhr | Eintritt frei | Anfahrt: www.stadtbuecherei.frankfurt.de

Das komplette Programm der 7. Frankfurter Bürger-Uni: www.buerger.uni-frankfurt.de

„Wie wir  wurden wer wir sind – Deutsche Biografien“ in Kooperation mit der Stadtbücherei Frankfurt am Main.

Veranstaltungen

Mai 16 2012
14:32

Tagung auf dem Campus Westend: Netzwerkforscher diskutieren mit Praktikern

Soziale Kettenreaktionen und ihre digitale Spuren

FRANKFURT. Wie kommt es zu „Shitstorms“, diesen Empörungswellen, die sich rapide im Internet ausbreiten? Was verbirgt sich hinter viralem Marketing? Wie können Mitarbeiter ohne Hierarchieebenen flexibel zusammenarbeiten? Netzwerkforscher suchen nach Ansätzen und Modellen, solche Fragestellungen zu beantworten. Sie erforschen Verbindungen zwischen Menschen, aber auch Institutionen, und wollen so verstehen, wie unsere Gesellschaft interagiert und wie soziale Kettenreaktionen entstehen. Dazu sammeln sie unter anderem digitale Spuren, die wir alle täglich hinterlassen. Das Verhältnis von akademischer Grundlagenforschung, vor allem in den Sozialwissenschaften, und neuen Praxisanwendungen beschäftigt etwa 70 Wissenschaftler und Anwender bei der internationalen Tagung „Praxisanwendungen der Netzwerkforschung“. Sie findet am 25. (Freitag) und 26. Mai (Samstag) im Casino, Campus Westend der Goethe-Universität statt.

„Die Geschwindigkeit, mit der Erkenntnisse aus der akademischen Welt in die Praxis umgesetzt werden, hat extrem zugenommen“, konstatiert Privatdozent Dr. Christian Stegbauer vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, der die Tagung organisiert hat. Das Netzwerk steht häufig als Metapher für eine zunehmende gesellschaftliche und wirtschaftliche Komplexität, in der Kooperation von Akteuren als erfolgreiches Geschäftsmodell dienen kann. Das macht die Netzwerkforschung auch so attraktiv für kommerzielle Nutzer. Der großen Komplexität und hohen Dynamik begegnen viele Unternehmen mit dem Abbau von Hierarchien. Die Mitarbeiter müssen flexibel sein und häufig mit wechselnden Kollegen zusammenarbeiten. Wie solche Aufgaben gelöst werden können, dafür bieten Netzwerkkonzepte Lösungen an. Auch bei Fusionen oder Reorganisationen von Unternehmen kann die Netzwerkforschung behilflich sein, wenn es darum geht, wichtige Mitarbeiter oder Arbeitsgruppen zu identifizieren.

Gesprochen wird auch darüber, wie sich Empörungswellen im Internet aufbauen. Es handelt sich um „Shitstorms“, eine neue Form des Protests, wenn sich beispielsweise Massen von Vegetariern über eine Scheibe Wurst in einem Werbespot mit einem Basketballstar aufregen oder Hunderttausende gegen einen Minister wettern, der Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hat. Es wird untersucht, was so viele Menschen dazu bringt, sich an einer Kampagne zu beteiligen und vor allem wie eine Dynamik entsteht, vor der sich viele Politiker fürchten. Was Politiker vermeiden wollen, streben Vermarkter an: Ein Videoclip soll den Nerv der Menschen in Networking Sites treffen und sie sollen animiert werden, die Information oder das Video weiterzugeben. Wenn die Gesetze der Ausbreitung von solchen Mitteilungen erforscht sind, lassen sich Kampagnen planen. Dann verbreiten sich diese Aktionen wie ein Lauffeuer über Fernsehen, Videos im Netz und per Mundpropaganda. Für Strategen des „viralen Marketing“ sind diese sozialen Kettenreaktionen ein voller Erfolg. Sie sind deshalb besonders an Menschen mit vielen Kontakten, sogenannten „Hubs“, und einflussreichen Personen interessiert, das sichert die schnelle Weitergabe von Nachrichten.

Bei der Tagung geht es um ganz unterschiedliche Anwendungsbereiche. So werden die Teilnehmer beispielsweise auch darüber diskutieren, wie man in der Sozialen Arbeit Hilfestellungen geben kann. Die Netzwerkforscher fragen danach, wie Institutionen und Organisationen so miteinander verknüpft werden können, dass auch zurückgezogen lebende  Menschen mit wenigen Kontakten von ihnen erreicht werden können.

Zu den Referenten aus der Praxis, die bei der Frankfurter Tagung sprechen, gehören: Harald Katzmair (Wien), der das erste Institut für Netzwerkforschung in Wien gegründet hat und leitet; Olaf Zorzi (Zürich), der die Pharmaindustrie berät; Thomas Zorbach (Berlin), der eine Agentur für Virales Marketing führt; Michael Schönhuth (Trier), der die weltführende Software für qualitative Netzwerkforschung initiierte. Sehr interessant zu werden verspricht zudem das „Forum Organisationsberatung“; dort diskutieren Organisationsberater mit dem Netzwerksoziologen Roger Häußling (Aachen), der selbst in einem großen Unternehmen Forschung zu einer Fusion von Unternehmensteilen betrieben hat.

Informationen: PD Dr. Christian Stegbauer, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 23543, stegbauer@soz.uni-frankfurt.de, Tagungsprogramm: http://sites.google.com/site/praxisnetzwerkforschung/

Veranstaltungen

Mai 16 2012
14:21

Jeder fünfte Selbständige in Hessen hat einen Migrationshintergrund – Workshop mit Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis

Aus- und Weiterbildung in Migrantenunternehmen: Wie können Potenziale besser genutzt werden?

FRANKFURT. Fast jeder fünfte Selbständige in Hessen hat inzwischen einen Migrationshintergrund. Das sind rund 61.000 Unternehmer – Tendenz steigend. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Beschäftigung, erhöhen die Zahl der Ausbildungsplätze und bieten vor allem auch anderen Migranten eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt. Die Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung wird von Unternehmern mit Migrationshintergrund allerdings bisher deutlich seltener genutzt als vom Durchschnitt der Unternehmen. Dies belegt eine aktuelle Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), die durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung gefördert wird.

Im vergangenen Jahr befragte das der Goethe-Universität angegliederte Zentrum rund 1.700 hessische Unternehmer mit Migrationshintergrund. Im Mittelpunkt stand, ob und wie sie Aus- und Weiterbildung für ihre Mitarbeiter anbieten, welchen Bedarf sie sehen und wo die hemmenden Faktoren auszumachen sind. Erste Ergebnisse zeigen, dass insbesondere in der Schaffung transparenter Beratungs- und Förderstrukturen eine bedeutende Herausforderung liegt.

In einem Workshop am 22. Mai (Dienstag) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität stellt das IWAK die aktuellen Ergebnisse dieser Studie vor. Außerdem soll mit Akteuren der Aus- und Weiterbildung sowie interessierten Unternehmern, Unternehmer- und Migrantenverbänden in Hessen über das Thema diskutiert werden. Gemeinsam sollen Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die insbesondere an der Identifikation und Verbesserung der Schnittstelle zwischen Politik und Praxis ansetzen sollen. Die Handlungsempfehlungen werden voraussichtlich im Herbst 2012 im Rahmen der weiteren Studie veröffentlicht.

Informationen: Vera Neisen, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur, Campus Bockenheim, Tel.: (069) 798-23952, v.neisen@em.uni-frankfurt.de

Programm und Anmeldung unter www.iwak-frankfurt.de/documents/ Programm08112011.pdf; Projektinformation unter www.iwak-frankfurt.de/projansprech/Migrantenunternehmen.htm

Sonstige

Mai 15 2012
11:58

Neues Lehrbuch der Uni-Schreibzentren in Frankfurt (Main) und Frankfurt (Oder)

Die Wissenschaft hat festgestellt: Akademisches Schreiben ist lehr- und lernbar

FRANKFURT. Bislang fehlte eine systematische Einführung in das anspruchsvolle Handwerk des wissenschaftlichen Schreibens und die sinnvolle Einbindung von Schreibaufgaben in die universitäre Lehre. Das ist Studierenden und Lehrenden schon lange bekannt, jetzt haben Dr. Nadja Sennewald und Dr. Katrin Girgensohn, wissenschaftliche Leiterinnen der Schreibzentren der Goethe Universität und der Europauniversität Viadrina, ein gemeinsam verfasstes Lehrbuch vorgelegt.

Das Buch führt in die Schreibforschung und die Schreibdidaktik ein. Diese Disziplinen erforschen, wie das Schreiben funktioniert und wie es sich vermitteln und erlernen lässt. Der Bedarf an Unterstützung ist erheblich. Immer mehr Universitäten in Deutschland eröffnen Schreibzentren, bieten Kurse für akademisches Schreiben an; die bundesweite Aktion „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ ist einer voller Erfolg – auch in beiden Frankfurter Universitäten.

„Schreibzentren sind Schnittstellen zwischen der Praxis des Schreibens und seiner Erforschung“, so Girgensohn, „deshalb ist es uns wichtig, dass Studierende auch die Wissenschaftsgebiete kennen lernen können, die hinter der Praxis unserer Schreibzentren stehen.“ Und Sennewald ergänzt: „Wir wollen zeigen, dass beim Schreiben bestimmte Prozesse ablaufen und deshalb spezielle Methoden beim Schreiben helfen können.“

In dem Buch werden Schreibprozessmodelle, zentrale Ergebnisse der Schreibforschung sowie die wichtigsten didaktischen Perspektiven vorgestellt. Zusätzlich gibt es hilfreiche Tipps fürs Studium: Ein Praxiskapitel lädt die Studierenden ein, verschiedene Techniken und Vorgehensweisen beim Schreiben selbst auszuprobieren. „Schreiben Lehren, Schreiben Lernen. Eine Einführung“ ist als Printausgabe und e-Book bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt erschienen. (ISBN-10: 3534239792   ISBN-13: 978-3534239795, Preis 9,90 Euro für Mitglieder der Buchgesellschaft und 14,90 Euro im Buchhandel)

Informationen: Dr. Nadja Sennewald, Schreibzentrum Goethe-Universität, Campus Westend, Tel.: (069) 798-32845, sennewald@em.uni-frankfurt.de

Personalia/Preise

Mai 14 2012
10:22

Ron Breaker ist Rolf-Sammet-Gastprofessor an der Goethe-Universität

Er lässt Bakterien tanzen

FRANKFURT. Neue biologische Prinzipien zu finden und zu nutzen, um den Stoffwechsel von Bakterien zu kontrollieren, das ist die Domäne von Ron Breaker, dem diesjährigen Rolf-Sammet-Stiftungsgastprofessor. Er untersucht Ribonukleinsäuren (RNAs), die hoch spezifische Komplexe mit kleinen Molekülen ausbilden. Aufgrund seiner Forschungsergebnisse werden Ansätze, durch kleine Moleküle gebundene RNAs als neue Wirkstoffklasse für Arzneimittel einsetzen, immer wahrscheinlicher. Die Faszination seiner Arbeit wird Breaker in einer öffentlichen Vorlesung am 21. Mai für interessierte Laien vermitteln.

Breaker hat das Vorurteil, dass RNAs nicht gezielt an kleine Moleküle binden können, auf beeindruckende Weise widerlegt. Mehr als 20 verschiedene Riboswitche hat er gefunden: Das sind RNAs, deren Gestalt sich nach Bindung an kleine Moleküle verändert. Infolgedessen ändert sich in der Zelle sowohl die Transkription, also der Umbau von DNA in RNA, als auch die Translation, das heißt die Herstellung von neuen Proteinen aus RNA.  Riboswitche zeigen, wie vielfältig die Komplexe aus RNA und diesen kleinen Molekülen sind. Neben dem Einsatz als neue Wirkstoffe sind Riboswitche als Module für die Synthetische Biologie von höchster Bedeutung. „Ich war überrascht, dass diese RNA-basierten Mechanismen in Bakterien überlebt haben“, erklärt der in Yale, USA, tätige Forscher, „diese alten Mechanismen könnten Überbleibsel einer RNA-Welt am Beginn der biologischen Evolution sein“.

Ron Breaker ist ein weiterer bedeutender RNA-Forscher, der nach den Nobelpreisträgern Venki Ramakrishnan und Tom Cech als Sammetprofessor nach Frankfurt kommt. „Durch Prof. Breaker wird unsere Forschung einen enormen Schub bekommen“, erwartet Prof. Harald Schwalbe, Kurator der diesjährigen Stiftungsprofessur, der den renommierten Forscher nach Frankfurt lockte. „In unserem Sonderforschungsbereich ‚Molekulare Mechanismen der RNA-basierten Regulation‘ untersuchen wir Riboswitche als völlig neue RNA-basierte Regulationsmodule“, ergänzt Schwalbe. Breakers Vorlesungen für Studierende finden auf den Campus Niederrad (22. Mai um 18:15 Uhr) und dem Campus Riedberg (23. Mai um 15:00 Uhr und 25. Mai um 17:00 Uhr) statt.

Ronald Breaker hat an der Universität von Wisconsin, Stevens Point studiert, an der Purdue Universität promoviert und bei Gerald Joyce, Scripps University, einen Postdocaufenthalt abgelegt. Seit 1995 arbeitet er an der amerikanischen Spitzenuniversität Yale, wo er auch Howard-Hughes-Investigator ist, eine hohe Ehre in Amerika. Neben zahlreichen Wissenschaftspreisen ist Ron Breaker ebenfalls Firmengründer.

Der Rolf-Sammet-Preis der Aventis Foundation erlaubt seit 1985 jährlich, herausragende Forscher der Chemie bis hin zur Medizin an die Goethe-Universität einzuladen.

Montag, 21. Mai, 17:00 Uhr
Öffentliche Vorlesung: „Riboswitches: Biology’s Ancient Regulators“
Biozentrum Campus Riedberg, Hörsaal B1
Max-von-Laue Str. 7

Informationen: Prof. Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Zentrum für biomolekulare magnetische Resonanz (BMRZ), DFG-Cluster of Excellence: Macromolecular Complexes. Campus Riedberg, Tel.: (069)798–29737, schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Mai 10 2012
16:00

Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität startet am 14. Mai mit Einblicken in die bewegte Biographie von Pina Bausch

„Tanz, tanzt, sonst sind wir verloren“

FRANKFURT. Als Auftakt zur Hauptreihe der Frankfurter Bürgeruniversität im Sommersemester 2012 - Wie wir wurden, wer wir sind – Deutsche Biografien, ist Tilman Allerts Vortrag über eine der größten Bewegungskünstlerinnen unserer Zeit absolut beispielhaft. Die Tänzerin, Choreographin und Gründerin des Wuppertaler Tanzensembles, zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten des internationalen Tanzes. Mit ihrem Namen verbindet sich die Öffnung der klassischen Choreographie des Balletts zu einer Inszenierung alltäglicher Körperbewegungen. Der berufliche Werdegang Pina Bauschs verkörpert eine ästhetische Reflexion auf die Umbrüche der deutschen Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg.

An insgesamt sechs Abenden wird die von Tilman Allert erdachte Vortragsreihe bekannte Biografien aus unterschiedlichsten Bereichen vorstellen und dabei exemplarisch Stationen der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte entwerfen.

„Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“ - Vortrag über das bewegte Leben der verstorbenen Pina Bausch

 am: Montag, 14. Mai 2012, um 19.30 Uhr,
Ort: Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

Weitere Vorträge:

  • 22. Mai 2012
    Dr. Friederike Sattler
    Alfred Herrhausen – Leben und Werk eines Bankiers
  • 4.Juni 2012
    Wolfgang Schopf
    Alexander Kluge – Ein Archivar der Lebensläufe
  • 11. Juni 2012
    Dr. Ferdinand Zehentreiter
    Michael Gielen – Die Partitur als heiliger Text
  • 18. Juni 2012
    Prof. Tilman Allert
    Jil Sander – Die neue Sprache der Eleganz
  • 25. Juni 2012
    Dieter Bartetzko
    Herbert Grönemeyer – Bochum für alle

Beginn jeweils um 19.30 Uhr / Eintritt frei / Anfahrt: www.stadtbuecherei.frankfurt.de

Das komplette Programm der 7. Frankfurter Bürger-Uni: www.buerger.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 8 2012
14:53

Neuer Biodiversitäts-Atlas als Grundlage für Entscheidungsträger vor Ort

Flora und Fauna West-Afrikas sinnvoll schützen

FRANKFURT/WÜRZBURG. 10 Jahre lang haben rund 150 deutsche Wissenschaftler zusammen mit afrikanischen Partnern die biologische Vielfalt Westafrikas und deren Wandel untersucht. Die Ergebnisse dieses vom Bundesforschungsministerium geförderten Mammutprojekts „BIOTA (Biodiversity Transect Analysis) West“ liegen nun in drei Atlanten vor. Das umfangreiche Kartenmaterial und detaillierte Analysen zur Vielfalt und zum Zustand der Flora und Fauna von Benin, Burkina Faso und der Côte d’Ivoire sollen Entscheidungsträgern vor Ort helfen, Schutzkonzepte zum besseren Erhalt bestehender oder zur Regeneration bereits verlorener Artenvielfalt umzusetzen.

Ein Beispiel für die Bedrohung der Westafrikanischen Artenvielfalt ist die Fledermaus Megaloglossus woermanni. Sie ist eine von 120 Fledermausarten, die in Westafrika heimisch sind. Das nur 15 Gramm schwere Tier hat im Ökosystem eine wichtige Rolle, beispielsweise als Samenausbreiter oder Insektenräuber. Die Region, aus der sie stammt, insbesondere der Guineische Waldgürtel, ist einer der 34 globalen Biodiversitäts-Hotspots für biologische Vielfalt. Da sie aber zugleich wirtschaftlich eine der ärmsten Regionen der Welt ist, sind dort auch viele anderen Pflanzen- und Tierarten durch den Wandel der Landnutzung bedroht, die ihren Lebensraum immer mehr einengt.

Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2000 das deutsch-afrikanische Großprojekt BIOTA West ins Leben gerufen. Über 150 Botaniker, Zoologen, Meteorologen, Fernerkundler, Geographen, Ökonomen und Ethnologen erhoben vollständige Datensätze zur biologischen Vielfalt und wichtigen Einflussfaktoren in Westafrika. Dazu wurden unter anderem Observatorien entlang eines Klimagradienten vom Rand der Sahara bis zum Regenwald eingerichtet. Die Bestandsaufnahme brachte Überraschungen mit sich: „Beispielsweise ging man davon aus, dass in Burkina Faso nur knapp über 1200 Pflanzenarten vorkommen. Inzwischen wissen wir, dass es fast 2000 verschiedene Arten in dem Land gibt“, so Dr. Karen Hahn, Goethe-Universität Frankfurt und Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F). Außerdem wurde untersucht, wie sich die Artenvielfalt im Lauf der Zeit durch Landnutzung und Klimawandel verändert, um bessere Ansätze für Schutz und nachhaltige Nutzung entwickeln zu können.

Die Ergebnisse dieser umfangreichen Forschungsarbeit liegen nun in drei BIOTA West Atlanten vor, die vor kurzem erschienen sind. Die insgesamt über 2100 Seiten starke dreiteilige Buchreihe bildet damit erstmals den gesammelten Stand des  Wissens zur biologischen Vielfalt und ihrer Bedrohung in Benin, Burkina Faso und der Côte d’Ivoire ab. Die Atlanten beinhalten jeweils einen allgemeinen Teil mit Daten zur westafrikanischen Biodiversität und deren Einflussfaktoren. Darüber geben das Kartenmaterial sowie Angaben zum Vorkommen und zur Verbreitung von Pflanzen- und Tierarten Auskunft. Außerdem werden Schutzkonzepte zum besseren Erhalt bestehender oder Regeneration bereits verlorener Artenvielfalt vorgestellt. In einem regionsspezifischen Teil werden jeweils die für das Land bedeutendsten Herausforderungen, der Status der Biodiversität vor Ort, Schutzgebiete und Naturschutzstrategien in Analysen dargelegt.

Zielgruppe der allgemein verständlich geschriebenen Atlanten sind Biodiversitätsforschende, Entscheidungsträger in Ministerien, Naturschutzbehörden, Nicht-Regierungsorganisatoren sowie Lehrer und die breite Öffentlichkeit. Neben der Bereitstellung von Information sollen die Atlanten vor allem die Grundlage für den nachhaltigen Schutz der biologischen Vielfalt geben. „Wissenstransfer ist ein essentieller Bestandteil des BIOTA West Projektes. Um das zu erleichtern, wurden die Atlanten auf die Bedürfnisse der Praktiker zugeschnitten. Deshalb haben auch unsere Partner vor Ort den Löwenanteil bei der Zusammenstellung des Inhalts geleistet”, erläutert Prof. K. Eduard Linsenmair, Universität Würzburg, der das zugrunde liegende Großforschungsprojekt BIOTA West koordiniert hat. Um größtmögliche Einsetzbarkeit zu gewährleisten, sind die Atlanten bilingual (Englisch und Französisch) ausgelegt und werden in vierstelliger Auflage vor Ort verteilt.

Erstellt wurden die Atlanten von der Goethe-Universität (Prof. Jürgen Runge, Dr. Dorothea Kampmann, Dr. Joachim Eisenberg) in Zusammenarbeit mit allen BIOTA-West Beteiligten. Sie wurden dabei vom Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) sowie dem IUCN Burkina Faso unterstützt. Herausgeber sind neben der deutschen Seite die jeweiligen Partner in Benin (Prof. Brice Sinsin), Burkina Faso (Prof. Adjima Thiombiano) und der Côte d’Ivoire (Prof. Souleymane Konaté).

Bilder zum Download finden Sie hier.

Informationen: Prof. Jürgen Runge, Institut für Physische Geographie, Campus Riedberg, Tel.:( 069) 798-40160; j.runge@em.uni-frankfurt.de.

Forschung

Mai 7 2012
10:56

Neuronale Netzwerke für Raumwahrnehmung sind bereits vor dem ersten Flug angelegt

Echoortung ist bei Fledermäusen angeboren

FRANKFURT. Fledermäuse verwenden einen großen Teil ihrer Großhirnrinde dazu, reflektierte Echosignale zu verarbeiten und daraus ein Abbild des externen Raums zu erzeugen. Wie Neurowissenschaftler der Goethe-Universität im Rahmen einer internationalen Kooperation nachgewiesen haben, ist das aus Hörsignalen entstandene Raumabbild bereits bei der Geburt angelegt. „Dies ist erstaunlich, da die Tiere zu diesem Zeitpunkt noch nicht echoorten und flugunfähig sind“, erklärt Prof. Manfred Kössl vom Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft. Die Echoortung beginnt erst etwa eine Woche nach der Geburt.

Die Fähigkeit, im Gehirn ein internes Abbild des externen Raumes zu schaffen, begründet den evolutionären Erfolg vieler höher entwickelter Tiere. Dazu werden vor allem Sinnesreize von Augen, Ohren und Tastsinn miteinander verrechnet. Fledermäuse erkunden den Raum darüber hinaus aktiv, indem sie Ultraschallsignale aussenden und über die Echo-Verzögerungszeiten in ihrem Hörkortex ein präzises Abbild der Raumtiefe erstellen. Allerdings ist das Innenohr der Fledermäuse in der ersten Lebenswoche noch relativ unsensitiv für die Wahrnehmung von ortungsrelevanten Schallfrequenzen. Umso erstaunlicher ist es, dass die zur Verarbeitung dieser Frequenzen vorhandenen Neuronen in den höheren Hirnregionen bereits funktionsfähig sind. Das haben die Forscher nachgewiesen, indem sie die Reaktion der jungen Fledermäuse auf Verzögerungssignale untersuchten. Ein wichtiger Teil der Daten wurde dabei in der Doktorarbeit von Cornelia Voss erhoben.

Ein weiteres überraschendes Ergebnis der Studie: Derartige angeborene neuronale Schaltkreise zur Echoortung finden sich bei Fledermausspezies, die völlig unterschiedliche Echoortungsstrategien zur Futtersuche verwenden. Die in Kössls Frankfurter Institut heimische Fledermauskolonie der Gattung Carollia perspicillata ernährt sich von Früchten, während die auf Kuba ansässige Pteronotus parnellii ein Insektenfresser ist und dementsprechend eine größere Geschicklichkeit beim Jagen braucht. Es ist also anzunehmen, dass die bereits bei Geburt angelegte Fähigkeit zur Raumwahrnehmung die Überlebenschancen der jungen Fledermäuse generell erhöht, sobald sie mit der aktiven Erkundung ihrer Umgebung beginnen – nicht nur bei der Nahrungssuche, sondern auch auf der Flucht. „Es scheint ein allgemeines Prinzip zu sein, dass Raumwahrnehmung auch in einem aktiven Sinnessystem im Kant'schen Sinne a priori festgelegt ist und vermutlich eine evolutive Schwerpunktsetzung widerspiegelt“, folgert Kössl.

Die Forscher schließen nicht aus, dass sich die bereits angelegten neuronalen Netzwerke durch spätere Erfahrungen verändern, wie dies auch in anderen Säugetieren der Fall ist. Vermutlich kommt es zu verstärkter Ausbildung neuer Verknüpfungen zwischen Nerven (neuronale Plastizität) während der ersten Jagdflüge junger Fledermäuse im Alter von etwa vier bis sechs Wochen.

Publikationen: Manfred Kössl, Cornelia Voss et al.; Nature Communications, online Publikation: 10.4.2012, DOI: 10.1038/ncomms1782. Cornelia Hagemann(Voss) et al.; Journal of Comparative Physiology A 197:605 2011

Bilder zum Download finden Sie hier.

Bildtext für alle Bilder: Kubanische „hot cave“ mit einer Wochenstube junger Schnurrbartfledermäuse. Die etwa zwei bis drei Wochen alten Tiere sind noch nackt und warten auf die von der Jagd zurückkommenden Mütter. Aufgrund der hohen Fledermausdichte in diesen Höhlen liegt die Temperatur bei etwa 40 Grad Celsius mit 99 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Informationen: Prof. Manfred Kössl, Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft, Campus Riedberg, Tel.: (069)798–42052, koessl@bio.uni-frankfurt.de.

Forschung

Mai 7 2012
09:10

Seltene Thrombosen können genetische Ursache haben

Wenn das Blut in den Adern stockt

FRANKFURT. Die meisten Thrombosen entstehen im höheren Lebensalter, als Folge einer längeren Ruhigstellung oder der Einnahme von Hormonpräparaten. Bei einigen aber wird das Gerinnsel, das Venen oder Arterien verstopft, durch eine angeborene oder erworbene Thrombophilie verursacht. Manche dieser Gerinnungsneigungen sind häufig, andere sehen selbst die Ärzte im Schwerpunkt Angiologie/Hämostaseologie des Gefäßzentrums der Frankfurter Uniklinik höchstens ein-, zweimal im Monat. Daher fehlen auch belastbare Erkenntnisse zur Therapie dieser seltenen Thromboseformen. Dies zu ändern, ist das Ziel des Teams um Prof. Edelgard Lindhoff-Last. Wie die Wissenschaftlerin in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichtet, sind genetische Untersuchungen und die Einrichtung eines webbasierten Thromboseregisters wichtige Schritte zum besseren Verständnis dieser lebensbedrohlichen Erkrankung.

Von seltenen Thrombosen sprechen die Ärztinnen des Gefäßzentrums, wenn die Armvenen, die Bauchvenen oder die Hirnvenen betroffen sind. Verursacht werden diese Thrombosen meist durch eine gestörte Regulation der Gerinnung. Wiederkehrende Thrombosen, oft sowohl im arteriellen als auch im venösen System, führen zum Verlust von Extremitäten oder gar zum Tod zum Beispiel durch eine Lungenembolie oder durch einen Schlaganfall, manche Mutation lässt bei einer Schwangerschaft den Fötus bereits im Mutterleib sterben.

Ein Beispiel ist die Krankengeschichte der mexikanischen Malerin Frida Kahlo. Sie erlitt zwei Fehlgeburten, die man damals auf die schweren Verletzungen nach einem früheren Unfall zurückführte. Dass es sich um eine noch nicht bekannte seltene Form der Thrombose, ein sogenanntes Antiphospholipid-Syndrom handelte, legt der weitere Krankheitsverlauf nahe: 1953 wurde ihr vermutlich wegen eines arteriellen Verschlusses am rechten Bein der Unterschenkel amputiert. Ein Jahr später erkrankte sie an einer Lungenentzündung. Kurz nach ihrem 47. Geburtstag starb sie mutmaßlich an einer Lungenembolie.

Das Antiphospholipidsyndrom (APS) wird durch Antikörper verursacht, die gegen körpereigene Phospholipid-Gerinnungsproteinkomplexe gerichtet sind. Diese können unter anderem sowohl an Blutplättchen als auch an Endothelzellen binden, die das Innere der Blutgefäße auskleiden, und dadurch eine vermehrte Thromboseneigung verursachen.  Wie bei  vielen anderen Autoimmunerkrankungen bietet auch das erworbene APS ein buntes Bild an Symptomen: Der Erkrankungsgipfel liegt bei etwa 34 Jahren, Frauen sind viermal so oft betroffen wie Männer, die Thrombosen können sowohl in Arterien als auch in Venen auftreten.

Seltene angeborene Thromboseneigungen wie der angeborene Antithrombin-, Protein-C- oder Protein-S-Mangel geben darüber hinaus den Wissenschaftlern auch heute noch Rätsel auf: „Es gibt über 200 verschiedene Mutationen allein am Protein-S-Gen, die alle zu einem Mangel führen können. Fast jede Familie hat ihre eigene Mutationsvariante“, so Edelgard Lindhoff-Last. Diese frühzeitig zu entdecken, ist wesentlich für das Rezidivrisiko, das Wiederauftreten der Thrombose, das die Angiologen durch eine geeignete Therapie verhindern wollen. Dabei genügt es nicht allein, den Mangel eines Proteins für die Blutgerinnung festzustellen. Denn offenbar hängt es auch von der Art der Mutation ab, wie schwer die Gerinnungsstörung ausgeprägt ist. Die Forscherinnen setzen deshalb auf eine konsequente Sammlung aller seltenen Thrombosen und die genetische Kartierung der zugrunde liegenden Mutationen. Dafür arbeiten sie eng mit dem Blutspendedienst in Frankfurt zusammen.

In diesem Jahr ist MAISTHRO, das von Lindhoff-Last initiierte Main-Isar-Thromboseregister, in die zweite Runde gegangen. Das Register gibt es schon seit zehn Jahren. Dafür haben die Frankfurter Angiologen zusammen mit den Unikliniken Würzburg und München bereits Daten von 1400 Patienten erhoben. Während einer Pilotphase des nun webbasierten Systems werden zunächst drei Abteilungen der Frankfurter Uniklinik, die Angiologie, die Kinderklinik und das Hämophiliezentrum ihre Datensätze einbringen. 2013 soll das Register dann auch für andere Zentren außerhalb der Frankfurter Uniklinik offen stehen.

„Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de

Im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de

 Informationen: Prof. Edelgard Lindhoff-Last, Gefäßzentrum, Schwerpunkt Angiologie/Hämostasiologie, Universitätsklinik, Sekretariat: Vera Neumann, Tel. (069) 6301-5096; vera.neumann@kgu.de.

Forschung

Mai 3 2012
12:43

DFG fördert Emmy-Noether-Gruppe des Neurologen Christian Kell

Warum sprechen wir mit der linken Gehirnhälfte?

FRANKFURT. „Vieles erfüllt uns mit Staunen, aber nichts ist wunderbarer als der Mensch“ –mit diesem Zitat von Sophokles hat der Gehirnforscher Dr. Christian Kell seine Arbeit überschrieben. Insbesondere das Sprechen als eine der herausragenden motorischen Leistungen des Menschen fasziniert ihn. Es ist ein Beispiel dafür, wie weit voneinander entfernte Hirnregionen miteinander kommunizieren und so komplexes Verhalten generieren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat dem 35Jährigen kürzlich rund eine Millionen Euro für die Gründung einer Emmy-Noether-Gruppe an der Klinik für Neurologie der Goethe-Universität bewilligt. Sein Ziel ist es herauszufinden, warum die Produktion von Sprache an die linke Gehirnhälfte gekoppelt ist, während die Verarbeitung von gehörter Sprache in beiden Hirnhälften stattfinden kann. Seine Frankfurter Vorarbeiten zeigen, dass unter anderem die Therapie von Stotterern durch diese Erkenntnisse verbessert werden kann.

Christian Kell gehört zu den wenigen Nachwuchswissenschaftlern, denen es gelingt, ihre Arbeit in der Klinik mit Forschung zu verbinden. Schon während seiner Doktorarbeit, die 2005 als beste medizinische Dissertation des Jahres ausgezeichnet wurde, führten ihn Forschungsaufenthalte und klinische Rotationen an das University College in London, ein „Mekka der Neurologie“, und an das New Yorker Lennox Hill Hospital. Prägend war für den gebürtigen Frankfurter sein zweijähriger Postdoc-Aufenthalt an der renommierten Ecole Normale Supérieure in Paris, wo er die fruchtbare Interdisziplinarität von kognitiven Neurowissenschaftlern und –biologen mit Psychologen und Philosophen erlebte. Nach diesem Vorbild möchte er ab Herbst seine Emmy-Noether-Gruppe aufbauen. Dann wird er sich hauptsächlich der Forschung widmen können. Und vielleicht auch wieder mehr der Musik, der er sich seit seinen Kindertagen im Frankfurter Opernchor verbunden fühlt.

Im Mutterleib hören wir, gefiltert durch das Fruchtwasser, nur die tiefen Frequenzen der Sprache. Diese werden in der rechten Hirnhälfte verarbeitet (im auditorischen Kortex). Nach der Geburt, wenn auch höhere Frequenzen an unser Ohr dringen, wird ein auditorisches Areal der linken Gehirnhälfte aktiv. Zeitlebens spielen beide Hirnhälften bei der Verarbeitung der Sprachsignale eine Rolle. Warum aber kommen dann die Signale für die Sprachproduktion, also die Anweisungen zur Steuerung von Kehlkopf, Zunge und Lippen, nur aus der linken Gehirnhälfte?

Christian Kell vermutet, dass die für Sprache kritischen höheren Frequenzen des Sprachsignals besser im linken auditorischen Kortex verarbeitet werden. Es sind wahrscheinlich diese detaillierten Informationen, die auch das motorische System braucht, um die feinmotorische Aufgabe des Sprechens zu erlernen. Die Konsequenz wäre, dass wir mit links lernen zu sprechen. Die Rückkopplung durch diese auditorisch-motorische Schleife benutzen wir auch noch Erwachsenenalter. „Das Gehirn macht eine Vorhersage über das, was wir hören werden. Stimmt diese nicht mit dem akustischen Signal überein, nimmt es eine Korrektur vor“, erklärt er. Möglicherweise ist die linke Gehirnhälfte bei dieser Aufgabe schneller. Das will er mit seiner Forschergruppe unter anderem durch die Analyse der magnetischen Gehirnfrequenzen mithilfe der Magnetenzephalographie (MEG) herausfinden. Sie hat eine gute räumliche und exzellente zeitliche Auflösung im Bereich von wenigen Millisekunden und ist daher optimal zum Aufspüren schneller Vorgänge geeignet.

Für die Therapie von Stotterern hat die Entdeckung des Rückkopplungssignals schon jetzt einen Fortschritt gebracht. Ihr Leiden ist möglicherweise durch eine verzögerte Rückkopplung des Sprachsignals verursacht. „Durch veränderte Sprechmuster, wie sie in Verhaltenstherapien erlernt werden, oder durch das Tragen eines speziellen Hörgeräts lässt sich dies gezielt verändern, so dass die Betroffenen wieder flüssig sprechen können“, berichtet Kell. Auch die Sprechstörungen bei Parkinson-Patienten, die auffällig leise sprechen, lassen sich durch einen gestörten Rückkopplungsmechanismus erklären und entsprechend therapieren.

Ein Bild zum Download finden Sie hier.

Informationen: Dr. Christian Kell, Klinik für Neurologie, Universitätsklinik, Tel. (069) 6301-6395, c.kell@em.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Mai 3 2012
12:40

Prof. David Nirenberg setzt „Kantorowicz Lectures in Political Language“ fort

„Judentum“ und „jüdisch“ als Vokabeln der politischen Sprache

FRANKFURT. Die „Kantorowicz Lectures in Political Language“, die das Frankfurter Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften seit dem vergangenen Jahr veranstaltet, werden mit einem öffentlichen Vortrag von Prof. David Nirenberg, Professor of Medieval History and Social Thought an der Universität von Chicago im Sommersemester fortgesetzt

am: Mittwoch, dem 9. Mai, um 18 Uhr,
Ort: IG-Farben-Haus, Raum 411, Campus Westend, Grüneburgplatz 1
Thema: Jewishness as Concept in Christian Politics – Medieval and Modern

Ambrosius und Origenes, Luther und Shakespeare, Karl Marx und Joseph Goebbels – diese und viele andere Autoren haben bestimmte politische Systeme als „jüdisch“ charakterisiert. David Nirenberg fragt nach der kulturellen Logik, die dem Vokabular des „Jüdischen“ einen so festen und nachhaltigen Platz im Wortschatz der politischen Kritik gesichert hat. An frühchristlichen, mittelalterlichen und modernen Beispielen zeigt er, wie „Judentum“ und „jüdisch“ als Vokabeln der politischen Sprache Bedeutung gewonnen haben. „Die Beständigkeit dieses Motivs ist Exempel für ein grundsätzliches Nachdenken über unseren Umgang mit Ideen- und Begriffsgeschichte“, so Nirenberg.

Der Historiker ist berühmt geworden mit seinen Untersuchungen zu systemischer Gewalt im multireligiösen Spanien des Mittelalters; er gilt als führender Experte zu Fragen christlich-jüdischer Beziehungen. Die Kantorowicz-Lecture findet in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit dem Fritz-Bauer-Institut statt. Die Lectures sind dem berühmten Historiker Ernst H. Kantorowicz gewidmet, der 1933 von seinem Frankfurter Lehrstuhl vertrieben wurde.

Informationen: Prof. Bernhard Jussen, Historisches Seminar, Campus Westend, Tel.: 069/798-32427, E-Mail: jussen@em.uni-frankfurt.de, Dr. Falk Müller, Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften, Campus Westend, Tel: (069) 798-32411, falk.mueller@em.uni-frankfurt.de, www.fzhg.org

Veranstaltungen

Mai 3 2012
12:35

Öffentlicher Lesung des flämischen Kulturhistoriker und Archäologen David Van Reybrouck

Der Kongo und seine wechselvolle Geschichte

FRANKFURT. Im Jahre 2010 feierte Kongo seinen 50. Geburtstag. 1960 war das Land von Belgien unabhängig geworden. Aus diesem Anlass gab es eine Fülle von Publikationen über den Kongo. Viel beachtet ist das 680 Seiten starke Buch „Kongo. Eine Geschichte“ des flämischen Kulturhistorikers und Archäologen David Van Reybrouck, das am 16. April auf Deutsch beim Suhrkamp Verlag erschienen ist. Der Autor stellt das faszinierende Werk, das sich wie ein Kriminalroman liest, während einer Lesereise dem deutschen Publikum vor. Auf Einladung des Lektorats Niederländisch kommt der Autor zu einer öffentlichen Lesung an der Goethe-Universität

am: Dienstag, dem 8.Mai, um 19 Uhr,
Ort: Casino, Raum 1.811, Campus Westend, Grüneburgplatz 1
Thema: „Kongo. Eine Geschichte”

Der Autor liest auf Niederländisch, es wird aber auch eine deutsche Übersetzung geben, die der Frankfurter Literaturwissenschaftler Prof. Robert Seidel vorträgt. Die anschließende Diskussion läuft in beiden Sprachen, denn David Van Reybrouck versteht auch Deutsch.

Für sein Buch recherchierte Van Reybrouck mehr als fünf Jahre, er reiste häufig in das afrikanische Land und führte unzählige Interviews mit Rebellenführern, Kindersoldaten, Künstlern, Politikern und etlichen über 100-Jährigen, in einem Land, in dem das Durchschnittsalter bei 50 Jahren liegt. Anhand dieser Interviews und vieler bislang unerforschter Quellen erzählt das Buch die Geschichte des Landes und seiner Bevölkerung seit der Frühgeschichte, über die Zeit der arabischen Sklaven- und Elfenbeinhändler und die Entdeckung des Landes im Auftrag des belgischen Königs. Es geht auch um die Zeit vor und nach der Unabhängigkeit mit schillernden Persönlichkeiten wie Lumumba, Tshombé und Mobutu, unter dessen 32 Jahre dauernder Alleinherrschaft der Kalte Krieg zu einem großen Teil in dem Land, das nun Zaïre hieß, ausgetragen wurde. Der flämische Autor beschäftigt sich auch intensiv mit dem Genozid in Ruanda und Ost-Zaïre Mitte der 1990er Jahre und dem anschließenden Siegeszug des Rebellenführers Kabila auf die Hauptstadt Kinshasa. Seither heißt das Land wieder Kongo.

Informationen: Laurette Artois, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Lektorat Niederländisch, Campus Westend, Tel.: (069) 798 32851, artois@lingua.uni-frankfurt.de, www.uni-frankfurt.de/fb/fb10/IDLD/Niederlaendische_Sprache_Literatur_Kultur/index.html

Forschung

Mai 3 2012
12:31

Philosoph der Goethe-Universität diskutiert zentrale Thesen seines neuen Buches in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“

Axel Honneth über „Das Recht der Freiheit“

FRANKFURT. „Ich kriege jetzt im Augenblick, was einem ja selten direkt nach der Veröffentlichung eines Buches passiert, ziemlich hautnah die Reaktionen mit – das große Interesse, aber auch die Einwände, die Vorwürfe, die Kritik“, sagt Axel Honneth, Philosophie-Professor an der Goethe-Universität, zu der überaus breiten Resonanz auf seine große Monografie „Das Recht der Freiheit“ in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ (FF 1/2012). Von einem „Ereignis in der Theoriegeschichte der Bundesrepublik“ ist in den Rezensionen die Rede und von einer „eindrucksvoll dichten Rekonstruktion der gesamten Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“. Doch neben dieser überwiegend positiven Kritik gibt es auch skeptische Stimmen. „Im Spiegel dieser Einwände – manchmal, wie ich finde, auch Missverständnisse – bin ich von dem Wunsch getrieben, es noch einmal klarer zu sagen“, so Honneth in dem Interview mit dem Titel „’Hört mal zu, so ist’s gemeint’“. In dem Gespräch über Hauptthesen des Buches geht es auch darum, möglichen Missverständnissen auf die Spur zu kommen.

Auch mehr als ein halbes Jahr nach Erscheinen des Buches ist Axel Honneth, Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und Gründungsmitglied des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, ein vielgefragter Mann. In den zahlreichen Diskussionen und Vorträgen steht vor allem auch „Das Recht der Freiheit“ im Mittelunkt. An dem in „Forschung Frankfurt“ veröffentlichten Gespräch, das im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg stattfand, nahm auch der dänische Philosophieprofessor Morten Raffnsøe-Møller teil. Er war für einige Monate Fellow am Forschungskolleg. Raffnsøe-Møller, der an der Universität Aarhus Sozialphilosophie und politische Philosophie lehrt, hat sich in vielen Studien mit Honneth und vor allem seiner weltweit rezipierten Theorie der Anerkennung beschäftigt. „Und ich würde sagen, dass ‚Das Recht der Freiheit’ in gewisser Hinsicht eine Konklusion, ein Zusammendenken verschiedener Ansätze ist, die er seit dem ‚Kampf um Anerkennung’ verfolgt hat. Schon in diesem Zusammenhang wird das aktuelle Buch – und auch zu Recht – ein großes internationales Echo haben.“

Für Raffnsøe-Møller ist das Buch „gegen den Mainstream der politischen Philosophie geschrieben“ und könne „insofern der Debatte über soziale und gesellschaftliche Gerechtigkeit viele Impulse geben und auch zu einer Erweiterung dieser Diskussion beitragen“. Honneth sieht in der politischen Theorie der Gegenwart, so ein Zitat aus dem Buch, eine „Abkoppelung von der Gesellschaftsanalyse und damit die Fixierung auf rein normative Prinzipien“. Er selbst bevorzuge, so Honneth in dem Interview, die Methode des „Schürfens“ in der gesellschaftlichen Praxis. In seinem Buch gehe er mittels einer „normativen Rekonstruktion“ der Frage nach, „wo wir es immanent, also innerhalb der Gesellschaft, schon mit Hinweisen auf das zu tun haben, was soziale Gerechtigkeit ausmacht“.

In seiner Studie analysiert Honneth die „Wege und Irrwege der modernen, westlichen Gesellschaften“ (Raffnsøe-Møller) in den drei gesellschaftlichen Sphären demokratische Willensbildung, marktwirtschaftliches Handeln und persönliche Beziehungen. Besonders Honneths Sicht auf die moderne Familie stieß auf Kritik. In dem „Forschung Frankfurt“-Interview bekräftigt er seine These, dass steigende Scheidungszahlen auch ein Hinweis darauf sein könnten, dass die normativen Ansprüche an das, was Ehe und Familie ausmachen solle, gewachsen seien. „Während man früher in jedes mickrige Verhältnis und in jede miese Ehe eingewilligt hat und sie nicht mehr hat verlassen wollen oder können, ist man heute durchaus fähig zu sagen: Nein, das war eine Fehlentscheidung.“ Und was die immens wichtige Frage nach dem Wohl von Scheidungskindern anbelange, „hänge enorm viel“ davon ab, ob die Eltern weiterhin zum Wohl der Kinder kooperierten.

Den aktuellen Zustand des marktwirtschaftlichen Handelns beurteilt Honneth vorwiegend negativ. „Nur wäre es die falsche Konsequenz zu sagen, wir nehmen das als ein immer gleiches System wahr, auf das wir gar keinen Einfluss haben, und denken nur noch an die großen revolutionären Veränderungen von außen. Das scheint mir im Augenblick weder realisierbar noch besonders hilfreich und in irgendeiner Weise politisch sinnvoll.“ Die Sphäre der demokratischen Willensbildung leide, was Europa angehe, auch daran, dass es noch keine postnationale demokratische Öffentlichkeit gebe. „Es müsste zum Beispiel so etwas existieren wie eine die nationalstaatliche Öffentlichkeit übergreifende qualitative Presse, die Diskussionen zwischen den verschiedenen Diskursgemeinschaften in Gang setzen könnte.“

Bei aller Skepsis bleibt Honneth verhalten optimistisch. Könnte ein demokratisches Europa trotz der aktuellen Defizite gelingen? „Wir haben eine gemeinsame Geschichte, gemeinsame Erinnerungen an normative Rückschritte und moralische Verbesserungen, an Niederlagen und Siege im Kampf um die Verwirklichung der uns gemeinsamen Freiheitsversprechen. Insofern sind die Chancen da.“

Informationen: Prof. Axel Honneth, Institut für Philosophie, Campus Westend, Tel.: (069) 798-32734, Honneth@em.uni-frankfurt.de, www.philosophie.uni-frankfurt.de/lehrende_index/Homepage_Honneth/index.html

„Forschung Frankfurt“ 1/2012 kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de und als pdf im Internet anschauen: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Apr 27 2012
14:31

Ehemalige Bundesministerin und Alumna der Goethe-Universität spricht am Campus Westend über "Gerechte Gestaltung in der Globalisierung“.

Vortrag von Heidemarie Wieczorek-Zeul

FRANKFURT. Wie sollen in Zukunft die Entwicklungsziele des Millenniums erreicht und nach 2015 fortentwickelt werden? Wie sollten sie zu „Nachhaltigkeitszielen“ weiterentwickelt werden, die auch für die Industrieländer gelten? Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin a. D. und MdB, wird diese und andere drängende Fragen der Entwicklungspolitik in ihrem Vortrag behandeln und Wege skizzieren, wie ein notwendiges Umdenken in der makroökonomischen Politik erreicht werden kann. Dabei wird sie auch die Ursachen der Finanzmarktkrise beleuchten.
Wieczorek-Zeul spricht

am: Mittwoch, 2. Mai, um  18.00 Uhr
Ort: Campus Westend, Casino Anbau, Saal West
Thema: „Gerechte Gestaltung in der Globalisierung. Wege in der Entwicklungspolitik.“

Die ehemalige Bundesministerin für Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Zusammenarbeit ist Alumna der Goethe-Universität und Mitglied im Alumni-Rat. Der Vortrag ist eine gemeinsame Veranstaltung des Alumni-Rats, des Alumni-Vereins der Gesellschaftswissenschaften und der Goethe-Universität.

Von 1998 bis 2009 war Heidemarie Wieczorek-Zeul Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Nach Ihrem Studium von 1961 bis 1965 an der Goethe-Universität in den Fächern Englisch und Geschichte arbeitete sie neun Jahre an der Friedrich-Ebert-Schule in Rüsselsheim. 1987 wird sie Mitglied des Deutschen Bundestages und Europapolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.

Oktober 1998 wurde sie als Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in die von Bundeskanzler Gerhard Schröder geführte Bundesregierung berufen. Dieses Amt behielt sie auch in der von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführten Großen Koalition. Mit der Vereidigung des zweiten Kabinetts Merkels am 28. Oktober 2009 schied sie endgültig aus dem Amt. Sie war damit das einzige Regierungsmitglied der Bundesregierungen während der sozialdemokratischen Regierungszeit seit 1998, das die ganze Zeit in der Bundesregierung war.

Veranstaltungen

Apr 27 2012
14:30

Girls‘ Day 2012 an der Goethe-Universität: Geowissenschaften, Chemie, Physik, Mathematik, Informatik und Biowissenschaften mit spannenden Angeboten

Roboter, Atomkleber und Lippenstift

FRANKFURT. Am Donnerstag, den 26. April, war es wieder soweit: Die naturwissenschaftlichen Fachbereiche der Goethe-Universität öffneten im Rahmen des bundesweiten Girls´ Day ihre (Labor-) Türen. Erstmals beteiligte sich auch der Fachbereich Biowissenschaften am gemeinsamen Girls´ Day. So konnten für über 80 Mädchen Plätze angeboten werden, welche innerhalb weniger Tage vergeben waren.

Am Mädchenzukunftstag „Girls´ Day“ erhalten Schülerinnen ab der 5. Klasse einmal im Jahr die Möglichkeit, einen Einblick in Tätigkeiten und damit in den Arbeitsalltag von Berufen zu bekommen, die häufig noch als „frauenuntypisch“ gelten. Von alleine ziehen viele Schülerinnen diese Berufe nicht als eigene Zukunftsperspektive in Erwägung. Durch praktische Einblicke in naturwissenschaftliche und technische Berufsfelder und die Erprobung ebensolcher Fähigkeiten bekommen die Schülerinnen Anstöße zum Überdenken beruflicher Optionen und den Anreiz, diese Berufe in ihre Zukunftsplanung einzubeziehen.

Vizepräsidentin Prof. Maria Roser Valenti begrüßte die Teilnehmerinnen des Girls´ Days 2012. Frau Valenti, selbst Professorin der Physik, ermunterte die Mädchen, „wirklich alle Möglichkeiten der Berufswahl zu nutzen“ und die Gelegenheit zu ergreifen, am Girls´ Day „tief in die verschiedenen naturwissenschaftlichen Bereiche an der Universität hineinzuschauen “. Abschließend betonte sie, dass sie sich freuen würde, „wenn ich die Mädchen bald als Studentinnen auf dem Campus Riedberg begrüßen kann“.

Als Einstimmung auf den bevorstehenden Aktionstag hielt Prof. Henner Büsching aus dem Institut für Kernphysik einen eindrucksvollen Vortrag über Kernphysik im Alltag. Seine Ausführungen über Gefahren der Kernenergie, die Erklärung einer atomaren Kettenreaktion und das Vorkommen von natürlicher Strahlung sowie über den Arbeitsalltag von Physikerinnen und Physikern beeindruckten die Mädchen so, dass die anschließende Fragerunde wesentlich länger dauerte als vorgesehen.

Danach wurden die Mädchen auf die verschiedenen Arbeitsgruppen verteilt, für die sie sich bereits bei der offiziellen Anmeldung auf der Girls´ Day Webseite entschieden hatten. Die Teilnehmerinnen des Fachbereiches Informatik und Mathematik hörten einen Vortrag über: „Hängt der Biorhythmus vom Geburtsmonat ab? Wie prüft man Zusammenhänge?“. Außerdem lernten sie, wie man digitale Bilder bearbeiten oder auch fälschen kann. Weiter wurden von zwei Mitarbeiterinnen Fragen rund um das Studium der Mathematik und Informatik beantwortet. Ein besonderes Highlight war die Präsentation der Fußball spielenden Roboter des „Joint Robotics Lab“, einem Projekt von wissenschaftlichen und studentischen Mitgliedern des Institutes für Informatik.

In den Fachbereichen Chemie und Biowissenschaften prüften die Mädchen Kosmetika auf ihre Inhaltsstoffe. Wie funktioniert eigentlich ein Selbstbräuner? Wann schützen Handcremes und wann pflegen sie? Woraus besteht eine Seife? Zur Veranschaulichung konnten die Teilnehmerinnen auch einige Produkte wie Shampoo, Waschlotion und Labello selbst herstellen.

Im Bereich der Physikalischen und Theoretischen Chemie wurde den Mädchen der Werdegang einer elektronischen Schaltung von der Idee über den Entwurf am PC, der Herstellung der Leiterplatte, dem Bestücken und Löten bis hin zur Programmierung eines Mikrocontrollers aufgezeigt. Und es bestand natürlich auch die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und eigene Lötversuche zu unternehmen.

Was passiert auf der Sonnenoberfläche? Was ist der „Kleber“, der die Atome zusammenhält? Wie kann Physik im Alltag, für Technik und für den Mensch genutzt werden? Was genau passiert in Metallen, wenn man sie abkühlt? Und wozu kann das dienen? Im Fachbereich Physik wurden die Teilnehmerinnen in die Welt der physikalischen Fragestellungen eingeführt und lernten die Arbeitsweise und das Arbeitsumfeld in diesem Berufsfeld kennen. Schließlich konnten die Mädchen im Rahmen eines kleinen Physikwettbewerbs ihr kreatives und physikalisches Geschick unter Beweis stellen.

In der Feinmechanik des Institutes für Geowissenschaften durften die Schülerinnen selbstständig ein Namensschild gravieren und bei der Herstellung eines Ringes zuschauen. Beide Produkte durften selbstverständlich mit nach Hause genommen werden. Zum Angebot gehörte außerdem eine Führung durch die Werkstattzentrale und das Geozentrum, sowie eine kurze Einführung in die verschiedenen Arbeitsbereiche.

Dieses breite Angebot lobt die Frauenbeauftragte der Universität, Dr. Anja Wolde: „Ich freue mich sehr über das Engagement der vielen Kolleginnen und Kollegen, die den Mädchen einen eindrucksvollen und hoffentlich zukunftsweisenden Tag ermöglicht haben und zum Teil seit Jahren den Girls´ Day tragen.“ Sie begrüßt die Kooperation der naturwissenschaftlichen Fachbereiche, die den Girls´ Day 2012 bereits zum fünften Mal gemeinsam durchgeführt haben. Die Finanzierung des Girls´ Days war über den Ruth-Moufang-Fond gesichert.

Und so unterschiedlich der Tag für die Mädchen auch verlief, gab es doch eine einheitliche Meinung: Der Girls´ Day an der Goethe-Universität war wirklich gelungen!

Informationen: Sarah Wohl, Referentin des Gleichstellungsbüros, Tel. (0)69-798-28112, Tel.: (069) 798-28477, s.wohl@vdv.uni-frankfurt.de, http://www.gleichstellungsbuero.uni-frankfurt.de/

Personalia/Preise

Apr 27 2012
11:57

Baker & McKenzie Preis geht an Cornelia Janik und Cornelius Trendelenburg

Auszeichnungen für zwei junge Rechtswissenschaftler

FRANKFURT. Gleich zwei wirtschaftsrechtliche Dissertationen wurden in diesem Jahr mit dem Baker & McKenzie Preis ausgezeichnet: Cornelia Janik (31) und Cornelius Trendelenburg (34) nahmen am gestrigen Donnerstag ihre Auszeichnung entgegen. Die Überreichung fand während der Promotionsfeier des Fachbereichs Rechtswissenschaft im Casino des Campus Westend der Goethe-Universität statt. Beide Dissertationen lagen aus Sicht der Kommission – bestehend aus dem Dekan, einem Professor des Fachbereichs und einem Vertreter von Baker & McKenzie – gleichauf.

Cornelia Janik erhielt die Anerkennung für ihr Werk „Die Bindung internationaler Organisationen an internationale Menschenrechtsstandards. Eine rechtsquellentheoretische Untersuchung am Beispiel der Vereinten Nationen, der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds“. Betreuer der Arbeit war Prof. Dr. Stefan Kadelbach. Janik habe mit ihrer Dissertation, so lobte Kadelbach, eine wichtige Lücke in der rechtswissenschaftlichen Diskussion geschlossen. Denn obwohl man sich inzwischen weitgehend darüber einig sei, dass internationale Organisationen an die Menschenrechte gebunden sein sollten, sei kaum geklärt, wie genau die Bindung zu begründen sei. „Die junge Wissenschaftlerin hat die traditionelle Rechtsquellenlehre mit der Praxis internationaler Organisationen verbunden“, so Kadelbach, „und auf diese Weise einen innovativen Beitrag zu einem politisch und wissenschaftlich gleichermaßen komplexen Thema geleistet.“

Cornelius Trendelenburg überzeugte mit seiner Dissertation „Das (Wirtschafts-) Strafrecht zwischen prima und ultima ratio – Subsidiaritätswissenschaftliche Skizzen“, die Prof. Dr. Cornelius Prittwitz betreute. Prittwitz, auch Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft, machte in seiner Laudatio deutlich, dass Trendelenburg mit seiner Arbeit ein „großer Wurf“ gelungen ist: „Er hat in eine festgefahrene Diskussion Bewegung und frischen Wind gebracht, und das sowohl durch die theoretische Durchdringung der Grundfragen als auch durch eine die spezifische Fragen und Probleme der Wirtschaftskriminalität und des Wirtschaftsstrafrechts ernstnehmende Konfrontation seiner Erkenntnisse mit der Praxis.“ Die Arbeit reihe sich ein in die beste Frankfurter Tradition der Strafrechtskritik und leiste gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zum Verhältnis von Strafrecht und Verfassungsrecht.

„Wir freuen uns, in diesem Jahr zwei Spitzenarbeiten zu honorieren“, sagte der Frankfurter Baker & McKenzie-Partner Dr. Rembert Niebel, der den Preis überreichte. Die beiden Preisträger teilen sich den mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Preis, den die Sozietät seit 1988 jährlich für herausragende Dissertationen oder Habilitationen verleiht, die im Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität entstanden sind.

„Der Baker & McKenzie-Preis bildet einen wichtigen Teil der juristischen Nachwuchsförderung unserer Kanzlei“, sagt Dr. Bernhard Trappehl, Managing Partner der deutschen Büros von Baker & McKenzie. Seit vielen Jahren ist die Sozietät eng mit der Goethe-Universität verbunden. Mehrere Baker & McKenzie-Anwälte sind als Lehrende an der Goethe-Universität tätig. Darüber hinaus hat sich die Kanzlei in jüngster Zeit als Förderer des Stipendienprogramms der Goethe-Universität engagiert. Die Stipendiaten erhalten auf Basis des von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Deutschland-Stipendiums für mindestens ein Jahr monatlich 300 Euro, unabhängig von ihrem sonstigen Einkommen und dem Einkommen der Eltern.

Ein Bild zum Download finden Sie hier.

Bildunterschrift: Die Preisträger des Baker & McKenzie Preises und die Laudatoren: Für ihre exzellenten wirtschaftsrechtlichen Dissertationen wurden Cornelia Janik und Cornelius Trendelenburg (zweiter von links) am Donnerstag während der Promotionsfeier des Fachbereichs Rechtswissenschaften der Goethe-Universität ausgezeichnet. Die Laudationes hielten Prof. Dr. Cornelius Prittwitz (links) und Prof. Dr. Stefan Kadelbach (rechts), für den Stifter überreichte Dr. Rembert Niebel (Mitte), Partner bei Baker & McKenzie in Frankfurt am Main, die Auszeichnung. Foto: Jürgen Lecher

Informationen: Prof. Cornelius Prittwitz und Prof. Stefan Kadelbach, Fachbereich Rechtswissenschaften, Campus Westend, Tel. 069/798 34348 oder – 34295, Prittwitz@jur.uni-frankfurt.de, S.Kadelbach@jur.uni-frankfurt.de, Iris Meinking , Baker & McKenzie, Tel. (069) 299 08 322, iris.meinking@bakermckenzie.com

Forschung

Apr 27 2012
11:55

microRNAs spielen bei der Erneuerung der Gefäße eine wichtige Rolle

Mit RNA-Schnipseln gegen Herzinfarkt

FRANKFURT. Mindestens 30 Prozent der Gene im menschlichen Körper werden durch winzige Stückchen der Ribonukleinsäure reguliert, die ursprünglich als wertlose „junk-RNA“ galten. Die heute als microRNAs bekannten Molekülketten wurden zuerst 1993 beim Fadenwurm C. elegans entdeckt. Inzwischen sind beim Menschen mehr als 1500 microRNAs beschrieben worden. Die Arbeitsgruppe von Prof. Stefanie Dimmeler erforscht die Rolle der RNA-Schnipsel bei der Entstehung von Herz- und Gefäß-Erkrankungen. Wie sich dieses Wissen für therapeutische Zwecke nutzen lässt, beschreibt sie zusammen mit Dr. Reinier Boon in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“.

MicroRNAs entfalten ihre Wirkung, indem sie sich an die messenger RNA (mRNA) heften, die als Blaupause für Proteinketten dient. Ist von dem gewünschten Protein genug entstanden, stoppen microRNAs den Prozess, indem sie die mRNA entweder abbauen oder hemmen. Dieses Prinzip ist bereits seit Langem für eine andere Gruppe von RNAs, die silencing RNAs (siRNAs) bekannt. Sie werden zur Hemmung von spezifischen Genen auch therapeutisch eingesetzt. microRNAs unterscheiden sich von siRNAs jedoch darin, dass sie nicht auf einzelne Zielgene, sondern auf bis zu mehrere Hundert Zielgene gerichtet sind. Auf diese Weise beeinflussen sie regulatorische Netzwerke und haben auch einen Anteil an der Entstehung verschiedener Krankheiten. „Daher ist die Erforschung der microRNAs nicht nur ein neues und sehr aktuelles Thema in der Molekular- und Zellbiologie, sondern auch von großem Interesse für die medizinische Forschung“, erklärt Stefanie Dimmeler, Professorin für Molekulare Kardiologie an der Goethe-Universität und Forscherin im Exzellenzcluster „Cardio-Pulmonary System“.

Erste Hinweise zur Funktion von microRNAs im Herz-Kreislauf-System erhielten Dimmeler und ihre Kollegen, indem sie deren Expression in den Zellen der Blutgefäße und im Herzen bestimmten. In einem zweiten Schritt wiesen sie die Funktion einiger microRNAs nach. Die Forscher des Exzellenzclusters in Bad Nauheim konnten zeigen, dass sich Gefäßschädigungen (atherosklerotische Läsionen), die einen Herzinfarkt häufig voran gehen,  durch ein microRNA-Cluster aus zwei miRNAs, miR-143 und miR-145, verhindern lassen. Die schützende Wirkung dieser beiden microRNAs zeigte sich an Versuchstieren, bei denen die Expression durch einen genetischen knock-out unterdrückt worden war. Dies führte zu einer beschleunigten Entstehung der gefährlichen atherosklerotischen Läsionen. „Eine mögliche therapeutische Option bietet die Behandlung mit miR-143 und miR-145, die in Mikrovesikeln verpackt sind“, so Dimmeler. „Das konnte unsere Arbeitsgruppe in Kollaboration mit der Gruppe von Achilleas Frangakis vom Institut für Biophysik der Goethe-Universität nachweisen.“

MicroRNAs spielen auch eine zentrale Rolle für das Gefäßwachstum und die Sauerstoffversorgung nach einer Unterbrechung der Blutzufuhr, etwa durch einen Herzinfarkt. Die microRNA-92a hat beispielsweise einen schädlichen Einfluss, weil sie die Bildung von Blutgefäßen unterdrückt. Daher wurde sie mit spezifischen anti-sense-Inhibitoren blockiert. Erste Untersuchungen in präklinischen Großtierstudien zeigen, dass diese die Herzinfarktgröße reduzieren und die Herzfunktion verbessern. Basierend auf diesen experimentellen Ergebnissen hoffen die Forscher, künftig Patienten zu behandeln, die nach einem Herzinfarkt an Minderdurchblutung leiden. Auch Patienten mit der „Schaufensterkrankheit“ (periphere arterielle Verschlusskrankheit, paVK), die vor allem an einer Minderdurchblutung der Beine leiden, könnten davon profitieren.

Ein weiteres Krankheitsbild, bei dem die Forscher beteiligte microRNAs identifizierten, sind Aneurysmen. Das sind Aussackungen der Blutgefäße, die zur Ruptur neigen und lebensbedrohliche Blutungen verursachen können, insbesondere wenn die Bauchschlagader oder Gehirnarterien betroffen sind. Eine Therapie ist bisher nur durch eine chirurgische Operation möglich. Hier ist eine microRNA-Familie im Spiel, die im Alter hoch reguliert wird. Eine Hemmung der miR-29-Familie verhinderte die Erweiterung der Aorta und verbesserte die Matrixzusammensetzung der Gefäßwand. Diese von Reinier Boon und seinen Frankfurter Kollegen am LOEWE-Zentrum für Zell- und Gentherapie erstmals veröffentlichten Erkenntnisse wurden mittlerweile von mehreren Gruppen in den USA bestätigt.

MicroRNAs spielen jedoch nicht nur eine wichtige Rolle bei der Regulation der Genexpression in den Zellen, sondern werden auch aus den Zellen freigesetzt. Sie können deshalb dazu genutzt werden, über eine einfache Blutprobe erste Hinweise über eine Zellaktivierung oder -schädigung zu erhalten. Bei Herzerkrankungen konnten Forscher des Exzellenzclusters zeigen, dass spezifisch aus dem Herzen freigesetzte microRNAs im Blut von Patienten mit Herzinfarkt, aber nicht bei gesunden Freiwilligen zu messen sind. Weiterführende Studien sollen nun zeigen, ob diese Messungen tatsächlich zur frühen Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen genutzt werden können.

„Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de

Im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de

Informationen: Prof. Stefanie Dimmeler, Dr. Reinier Boon, Institut für Kardiovaskuläre Regeneration, Universitätsklinik, Tel. (069) 6301-7440, 069-63017357; dimmeler@em.uni-frankfurt.de; boon@med.uni-frankfurt.de.

Forschung

Apr 25 2012
15:43

Archäologen der Goethe-Universität berichten in der neuen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ über ihre Forschung im Trans-Ural

Innovationen vor 4000 Jahren in der Eurasischen Steppe

FRANKFURT. Mit der Region im Trans-Ural an der Grenze zwischen Europa und Asien beschäftigt sich das deutsch-russische Forscherteam um Prof. Dr. Rüdiger Krause. In dieser zunächst nahezu unbesiedelten Region erblühte zu Anfang des zweiten Jahrtausends v. Chr. für mehr als zwei Jahrhunderte eine Kulturlandschaft, die ihresgleichen sucht. Wer waren ihre Bewohner und woher kamen sie? Was wollten sie in dieser Gegend? Wie kommt es zu den zahlreichen Innovationen? Die Forscher sind angetreten, diese Rätsel in der Eurasischen Steppe zu lösen; über erste Ergebnisse berichten sie in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“. Sehr aufschlussreich sind die gefundenen Gräber mit ihren reichen Kupfer- und Bronzebeigaben. Zu den besonders aufregenden Funden gehören zweirädrige Streitwagen – die ältesten der Welt und eine echte Innovation!

3500 Kilometer von Frankfurt entfernt untersuchen die Archäologen der Goethe-Universität seit drei Jahren gemeinsam mit Forschern der Russischen Akademie der Wissenschaften Siedlungen an der topografischen Schnittstelle zwischen Ost und West in den Weiten der Eurasischen Steppe. Zu ihrem Team, das pro Jahr etwa zwei Monate in dieser archäologisch hoch interessanten Gegend verbringt, gehören auch Archäobotaniker, Bodenkundler und Vermessungsspezialisten. Nur mit speziellen geophysikalischen Methoden und Luftbildern lassen sich die Siedlungen ausfindig machen, Hinweise an der Oberfläche sind nur noch sehr vereinzelt zu finden. Diese 22 befestigten Siedlungen, die etwa von 2100 bis 1800 v. Chr. existiert haben, werden mit der Sintašta- oder Petrovka-Kultur, die noch keine Schrift kannte, in Verbindung gebracht. Sie befinden sich in einem Abstand von 25 bis 30 Kilometer auf einem ausgedehnten Areal (350 mal 250 Kilometer) zwischen den Flüssen Tobol und Ural.

Noch ist ungeklärt, ob die Siedlungen gleichzeitig bestanden und möglicherweise sogar eine wirtschaftspolitische Einheit bildeten. Traditionell zogen Menschen in jener Zeit als Nomaden mit ihren Herden durch die Landschaft; die Siedlungen könnten darauf hinweisen, dass Ackerbau und Getreideanbau zunehmend eine Rolle spielte. „Rückschlüsse auf einen hohen kulturellen Entwicklungsstand dieser vorgeschichtlichen Gesellschaft lassen auch die reichen Funde in den großen Kurganen, den Grabhügeln, zu“, so Privatdozent Dr. Jochen Fornasier, der gemeinsam mit Prof. Krause das deutsche Forschungsteam leitet. „Die Kupfer- und Bronzebeigaben bezeugen nicht nur hohe handwerkliche Fertigkeiten, die diese Menschen bereits vor 4000 Jahren beherrschten, sie weisen auch darauf hin, dass sie schon verschiedene Verfahren der Kupfermetallurgie und die erste Zinnbronze kannten.“

Die von den Menschen in dieser Region entwickelten neuen Verfahren, zu denen die Metallurgie mit komplexem Guss in zweischaligen Gussformen zählt, verbreiteten sich in der Zeit um 2000 v. Chr. vom Eurasischen Steppenraum in relativ kurzer Zeit in alle Richtungen: Durch die Weiten der Steppe gelangten die Neuerungen in der Pferdeschirrung nach Westen bis zur Unteren Donau, die leichten Streitwagen mit Speichenrädern bis nach Osten. So erreichte das Know-how der Kupfer- und Bronzemetallurgie im zweiten Jahrtausend v. Chr. Westchina, wo es aufgenommen und weiterentwickelt wurde.

Überrascht waren die Wissenschaftler von einem weiteren Befund in zahlreichen Gräbern herausgehobener Personen: zweirädrige Streitwagen – die ältesten der Welt. Neu waren zudem Formen der Pferdeschirrung, die eine verbesserte Führung der schnellen und wendigen Pferde in der Steppe zuließen: „Dies zeigt, in welchem Maße Innovation und prosperierendes Wachstum offenbar schon in der damaligen Zeit Hand in Hand gingen“, so Krause. Auch bei der Erforschung der Baumaterialien ist das deutsch-russische Forscherteam, dessen Arbeiten maßgeblich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden, einen wesentlichen Schritt weitergekommen: Die Befestigungsmauern, die die Siedlungen umgaben, entstanden in einer Holz-Erde-Bauweise. Dazu Krause: „Auf einem Fundament aus Rasensoden und Füllmaterial aus lokalem Naturstein diente ein Holzgerüst als Sicherung des Lehmaufbaus, der beim Austrocknen beinahe zementartigen Charakter erlangte. Insgesamt konnten die Mauern auf diese Weise eine Höhe von fünf bis sechs Metern erreichen.“ Die einzelnen Wohneinheiten, deren Anzahl je nach Siedlungsform und Siedlungsgröße schwankt und 20 bis 25 betragen kann, die sich um eine freie Fläche – vermutlich ein Versammlungsplatz – gruppierten, bestanden aus Lehm. „Beiderseits des Eingangs können wir in einigen Fällen kleinere Ofenkonstruktionen nachweisen, die an dieser Stelle höchstwahrscheinlich als eine Art Wärmebarriere fungiert haben“, erläutert Fornasier. Darüber hinaus verfügten die Häuser über Brunnenschächte zur Wasserversorgung, abgedichtet waren sie mit einem äußerst geschickt konstruierten Flechtwerk.

Wenn im Juli die nächste Forschungsreise in den Trans-Ural startet, dann werden sich die Frankfurter Wissenschaftler weiterhin besonders der Frage zuwenden, wie die Infrastruktur oder die wirtschaftlichen Grundlagen der Siedlungen und ihre politische Organisation aussahen. Bis zum Ende der derzeitigen Förderphase durch die DFG im November 2013 hoffen sie, gemeinsam mit ihren russischen Freunden, mehr Details über das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt und die gesellschaftliche Entwicklung dieser bemerkenswerten Kulturlandschaft in Erfahrung bringen zu können.

Informationen: Prof. Dr. Rüdiger Krause, Privatdozent Dr. Jochen Fornasier, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. III Vor- und Frühgeschichte, Campus Westend, Tel. (069) 798-32130, R.Krause@em.uni-frankfurt.de, fornasier@em.uni-frankfurt.de

„Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de

Im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de

Forschung

Apr 25 2012
12:12

Frankfurter Biologen spüren Gene für Reizleitung auf

„Schmerz-Proteine“ des Fadenwurms erforscht

FRANKFURT. Schmerz empfindet der etwa einen Millimeter lange Fadenwurm Caenorhabditis elegans nicht, aber bei einer harschen Berührung flüchtet er. Verantwortlich dafür ist ein Neuron (Nozizeptor), das Schmerzsignale registriert, verstärkt und sie an das Nervensystem weitergibt. Mithilfe optogenetischer Methoden haben Wissenschaftler der Goethe-Universität nicht nur die Funktionsweise des Nozizeptors erforscht, sondern erstmals auch die Gene und Proteine, die am „Schmerzempfinden“ beteiligt sind. Da viele Gene des Fadenwurms auch beim Menschen zu finden sind, könnten diese Erkenntnisse langfristig zu einer effektiveren Schmerzbekämpfung beitragen.

Nicht nur harsche Berührung, sondern auch Kälte oder eine stark salzige Umgebung schlägt den Fadenwurm in die Flucht. Um das dafür verantwortliche Neuron PVD gezielt anregen zu können, hat die Frankfurter Gruppe in das Neuron ein Gen für ein lichtempfindliches Protein eingeschleust. So kann die Fluchtreaktion des durchsichtigen Fadenwurms durch Lichtreize stimuliert und quantitativ untersucht werden. Dabei fanden die Forscher um Alexander Gottschalk am Institut für Biochemie heraus, dass C. elegans umso schneller flüchtet, je stärker der Lichtreiz ist. Das zeigt, dass der Fadenwurm verschiedene Abstufungen von „Schmerz“ registrieren kann. Es könnte also im Neuron Proteine geben, die zu einer Verstärkung des Reizes führen.

Von Kollegen in den USA erhielten Gottschalk und seine Mitarbeiter eine Liste von circa 1600 Genen und untersuchte diejenigen, die in dem Neuron PVD besonders häufig exprimiert werden. Zieht man nur Gene in die engere Auswahl, die vier Mal häufiger als in anderen Neuronen vorkommen, bleiben noch 240 übrig. Um herauszufinden, welche das „Schmerzempfinden“ beeinflussen, unterdrückte Dr. Steven Husson, Post-Doktorand am Buchmann Institut und am Institut für Biochemie, die Produktion bestimmter Proteine zeitweilig durch RNA-Interferenz. Bei dieser Methode werden nicht die Gene ausgeschaltet, sondern die messenger-RNA, die den Bauplan der Proteine kopiert (knock down statt knock out).

Tatsächlich konnte Husson mehrere Proteine finden, die in Ionenkanälen vorkommen und daher eine Rolle bei der Reizleitung spielen. Wurden sie nicht exprimiert, nahm das „Schmerzempfinden“ des Fadenwurms ab. Ebenso fand er Proteine, die an der Schnittstelle zu anderen Nerven (Synapse) einen positiven Feedback-Mechanismus auslösen, indem sie dafür sorgen, so dass mehr Neurotransmitter ausgeschüttet werden. Das hat zur Folge, dass der benachbarte Nerv stärker stimuliert wird.

„Mit dieser Arbeit haben wir gezeigt, dass man durch Optogenetik nicht nur spezifische Fragestellungen nach der Funktion eines Neurons beantworten kann, sondern auch nach den Gene, die darin aktiv sind“, erläutert Prof. Alexander Gottschalk die Bedeutung der für sein Forschungsgebiet prototypischen Arbeit. Der nächste Schritt besteht darin, im Fadenwurm nach Proteinen zu suchen, die auch beim Menschen für die Schmerzempfindung wichtig sind, und diese Ergebnisse dann zunächst bei Mäusen zu testen.

Ein Bild zum Download finden Sie hier.

Bildtext: Das Bild zeigt einen Fadenwurm (C. elegans), dessen Nozizeptor Neuron PVD zwei fluoreszierende Proteine exprimiert: GFP (grün) und ChR2::mCherry (rot). Die dünnen Fortsätze von PVD decken die ganze Körperseite ab und können verschiedene Stimuli detektieren, z.B. harsche mechanische Manipulation.

Publikation: Steven Husson et al.: Optogenetic Analysis of an Nociceptor Neuron and Network Reveals Ion Channels Acting Downstream of Primary Sensors, Current Biology (2012), doi: 10.1016/j.cub.2012.02.066.

Informationen: Prof. Alexander Gottschalk, Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe, Institut für Biochemie und Buchmann Institute for Molecular Life Sciences, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-42518, a.gottschalk@em.uni-frankfurt.de.